Designografie zu Archizoom Associati
Archizoom Associati, vielfach kurz Archizoom genannt und unter diesem Namen bekannt, ist eine italienische Architektur- und Designgruppe, die in den 1960er Jahren in Florenz, im Herzen der Toskana, gegründet wurde. Die Gruppe ist von 1966 bis 1974 in den Bereichen Architektur, Design / Industriedesign und Wohnutopien tätig. Gründungsmitglieder sind die Italiener Andrea Branzi, Gilberto Corretti, Paolo Deganello und Massimo Morozzi. Lucia Bartolini und Dario Bartolini stoßen zwei Jahre später dazu. Archizoom gilt als einer der wichtigsten Vertreter des Radical Design. Die Design Gruppe verfolgt einen anti-funktionalistischen Designansatz.
Inspiration für Architekten und Designer
Obwohl Archizoom nur acht Jahre besteht, ist sie sicherlich eine der bedeutendsten und einflussreichsten Architektur- und Designgruppen Italiens. Ihre Ideen, Designansätze und Arbeiten haben viele Architekten und Designer inspiriert und wirken sich bis heute auf die Architektur- und Designwelt aus. Ihre kritische Haltung gegenüber der Gesellschaft und Konsumkultur ist dabei von großer Relevanz, ist sie doch visionär und ihrer Zeit weit voraus.
Die Non-Stop-City
Ein Höhepunkt des Schaffens ist erreicht, als Archizoom von 1969 bis 1971 das Projekt „Non-Stop-City“ konzipiert und entwickelt. Lange bevor sich das gesellschaftliche Leben in diese Richtung entwickelt, erdenkt das Design-Kollektiv ein Konzept für eine vollständig automatisierte Wohnumgebung. Es sieht vor, dass sich die Bewohner ihr Lebensumfeld individuell nach eigenen Vorstellungen und Bedürfnissen gestalten können und nicht länger in Stereotypen und Gruppenzwängen gefangen sind. Das Projekt legt besonderen Wert auf Individualisierung und Anpassung an den persönlichen Lebensstil des einzelnen. Gleichzeitig wird das gesellschaftliche Konsumverhalten und die zunehmende Bedeutung von Technologien reflektiert.
Ihrer Zeit weit voraus
Im Jahr nach Vorstellung dieses avantgardistischen Lebenssystems nimmt Archizoom 1972 an der Ausstellung „Italy. The New Domestic Landscape“ am Museum of Modern Art, New York, teil. Die Interieur-Zeitschrift Domus titelt in einem Artikel 50 Jahre nach der Ausstellung: „The New Domestic Landscape“, die Ausstellung, die das Design veränderte. Und tatsächlich wird vom 26. Mai bis 11. September 1972 im MoMA, Italien zum Bezugspunkt der Moderne, ein Land, das zu diesem Zeitpunkt über eine schwache, wenig ausgeprägte Modernität verfügt. Wie so oft in der Geschichte ist es nicht der Mainstream, der die Vorreiterrolle einnimmt, sondern einige wenige oder auch nur einer.
Who is Who des italienischen Interior Designs
In diesem Fall gehört Archizoom ebenso zu den Ausgestellten wie Zanotta mit dem Mezzadro-Stuhl von Archille und Pier Giacomo Castiglioni, Cassina mit dem Soriana-Sessel von Tobia Scarpa und Afra sowie Leuchten von Artemide und Flos, nicht zu vergessen Ettore Sottsass und Joe Colombo. Die Ausstellung gliedert sich in drei Teilbereiche: die Präsentation von 180 italienischen Design Objekten, Gewinnerprojekten eines Wettbewerbs unter italienischen Designern unter 35 Jahren und zwölf für die Ausstellung geschaffene Zukunftsvisionen in Gestalt von Installationen zum Thema „Fahrgastraum“.
Graue Umgebung
Sottsass etwa entwirft einen mobilen, multifunktionalen Kleiderschrank: dessen Inneres wird – je nach Ausführung – zur Küche, Jukebox, Badezimmer, Wohnzimmer, Kleiderschrank. Die traditionellen Räume verlieren ihre Bedeutung und wandeln sich im Wechsel ihres Nutzungszwecks, Einrichtungsgegenstände verlieren ihre Form und passen sich der übergeordneten Grundform an. Der Beitrag von Archizoom Associati hingegen, nennt sich „Ambiente grigio“ und besteht aus einem neutral-grauen, völlig leeren Raum. Man hört die Stimme eines kleinen Mädchens, wie es ein großes, farbenfrohes und lichtdurchflutetes Haus beschreibt, was jeder Besucher sich in seiner Phantasie vorstellen kann. Auf diese Weise wird der Besucher aktiver Teil der Installation und seine Vorstellungskraft liefert den letzten Schritt zur Realisierung des Projektes.
Greifbar und gegenständlich
Von greifbarer und gegenständlicher Natur sind die Einrichtungsobjekte, die der Feder von Archizoom entspringen und in Zusammenarbeit mit Poltronova Gestalt annehmen. In den Anfängen der Design Gruppe entstehen die Sofas Superonda und Safari 1966/67. Im Jahr darauf die Stehleuchte Sanremo (1968). Zwei Jahre später. im Jahre 1969, der Sessel Mies mit Ottomane. Alle Design Objekte werden bis heute hergestellt und sind im Original beim Design.Händler TAGWERC erhältlich. Von 1971 bis 1973 beschäftigt sich die Gruppe mit Mode, dem Dressing Design. Es werden eine Reihe multifunktionaler und untereinander kombinierbare Kleidungsstücke entworfen, die von Frauen und Männern gleichermaßen getragen werden können. Damals ein absolutes Novum – heute gängige Praxis.
„Memphis“ und „Alchimia“
Mit anderen Vertreters des Radical Design wird Archizoom zum Mitbegründer der Gruppe „Global Tools“ und der „Architettura Radicale“ in Italien. Nur ein Jahr später löst sich Archizoom auf. Ihre Einflüsse im Interior Design werden sich später in den Design Bewegungen „Memphis“ und „Alchimia“ wiederfinden. Letztere wird von Andrea Branzi und Paolo Deganello gegründet. Archizoom und seine kritische Haltung gegenüber Gesellschaft, Konsum und dem Verhaften in tradierten Mustern hatte und hat zweifellos großen Einfluss auf die italienische Design-Szene. Ihre Arbeiten sind in vielen Ausstellungen und Museen vertreten und ihre Design Objekte stehen sinnbildlich für Kreativität, visionäres Denken und Vorreiterdenken abseits allen Mainstreams.
Design Objekte von Archizoom finden Sie im Original im TAGWERC Design STORE.
Designs
- 1966
„Superronda”, Poltronova - 1967
„Safari“, Poltronova - 1973
„AEO“, Cassina
Ausstellungen
- 1966
Gestaltung der Ausstellung „Superarchitettura“ in Pistoia, Italien - 1967
Gestaltung der Ausstellung „Superarchitettura“ in Modena, Italien - 1972
Ausstellung „Italy. The New Domestic Landscape“
- 1966
*Auswahl aus der Schaffensphase von Archizoom Associati